Nahost, Ukraine und der Wunsch nach Frieden – Gespräch gegen die Sprachlosigkeit

Täglich erreichen uns neue schreckliche Nachrichten aus der Ukraine und dem Nahen Osten und wir sind sprachlos vor Entsetzen. Wie wichtig es gerade jetzt ist, im Gespräch zu bleiben und unterschiedliche Meinungen zu hören, davon konnte man sich am vergangenen Freitag im Bad Hersfelder „wortreich“ überzeugen.

Zur Gesprächsrunde mit Daniel Cohn-Bendit, Awet Tesfaiesus, Michael Roth, Ralf Becker und Sarah Reinke hatte der Grüne Kreisverband geladen und der Andrang war groß. Wegen einer Abstimmung im Bundestag konnten die beiden Bundestagsabgeordneten Michael Roth und Awet Tesfaiesus nicht vor Ort sein – letztere nahm per Videoschalte an der Diskussion teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Landtagsabgeordneten Kaya Kinkel.

Im ersten Teil der Diskussion lag der Fokus auf dem Konflikt in der Ukraine. Daniel Cohn-Bendit betonte die Unmöglichkeit, Diktatoren wie Putin zu beschwichtigen, und plädierte für eine konsequente militärische Unterstützung zur Beendigung der russischen Aggression.

„Putin wird erst dann aufhören, wenn er merkt, dass es für ihn zu teuer wird.“ Ralf Becker von der kirchlichen Initiative „Sicherheit neu Denken“ hingegen warnte vor den Gefahren eines rein militärischen Vorgehens und forderte stattdessen verstärkte Bemühungen um diplomatische Lösungen.

„Terror kann man nur kurzfristig mit Bomben bekämpfen. Langfristig aber gebiert Gewalt nur neue Gewalt.“

Das Dilemma der GRÜNEN beschrieb Awet Tesfaiesus: „Alle unsere Werte stehen gegen das, was Putin will.“ Auch sie mahnte, man müsse einen Weg zum Frieden finden, allerdings dürfe Frieden auch nicht zur Grabesruhe werden.

Als Menschenrechtlerin wollte sich Sarah Reinke auf keine politische Seite schlagen, sondern stellte sich auf die Seite der unter dem Krieg leidenden Menschen. „lch bin keine Politikerin“, sagte sie, kritisierte aber trotzdem, dass „to little, to late“ (zu wenig, zu spät) passiert sei.

Die Diskussion weitete sich auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas aus. Daniel Cohn-Bendit kritisierte dabei deutlich die Politik Israels und verglich Teile der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanjahu mit der deutschen AfD. Er betonte die Bedeutung einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten, aber ohne die Hamas. Ralf Becker blieb seiner pazifistischen Überzeugung treu und betonte, dass Gewalt langfristig nur zu weiterer Gewalt führe. Reinke sagte „Nur wenn Israelis und Palästinenser in zwei friedlichen, nebeneinander liegenden Staaten leben können, wird es Frieden in der Region geben“. Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Israel auszuüben, die Besatzung der Palästinensischen Gebiete zu beenden.

Am Ende zog Kaya Kinkel jedoch ein positives Fazit: „Es war ein wichtiger Abend, an dem wir offen und ehrlich über Krieg und Frieden diskutieren konnten. Ich hoffe, dass diese Diskussion dazu beigetragen hat, die Sprachlosigkeit in diesen schwierigen Zeiten zu überwinden.“

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